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ob mit Maschinen oder mit den Lippen, das ist gleichgültig. Darum findet
man in vielen Tempeln eine große Menge Walzen mit aufgerollten Ge-
beten, welche durch Wasser bewegt werden. Bei großen Feierlichkeiten
werden große, mit 108 Lampen versehene Kronleuchter, durch welche
die heiligen 108 Gandjurbücher dargestellt werden, in Bewegung gesetzt;
auch die Rosenkränze der Priester zählen 108 Gebetkugeln. Der Buddhis-
mus hat fick in Tübet zu einer Priesterherrschaft ausgebildet: das Ober-
haupt dieses buddhistischen Kirchenstaates ist der Dalai-Lama, d. i. Meeres-
priester, weil seine Herrschaft ausgebreitet ist, wie die Oberfläche des Meeres.
e) Das Schamanenthum der nordasiatischen Mongolen stellt einerseits
den Glauben an einen Gott, der aber wegen der ungeheuren Entfernung
ohne Einwirkung auf die Schicksale der Menschen sei, anderseits eine Unzahl
von bösen Geistern auf, welche den Menschen Schaden bringen. Furcht ist
die Grundlage dieses Cultus. Die Schamanen suchen Hülfe gegen die
Geister, gegen Verstorbene und gegen Verzauberungen bei ihren Götzenbildern,
welche kleine, aus Holz oder Lumpen gefertigte Puppen sind. Dieselben
werden nur so lange verehrt, als es gut geht; für jedes einbrechende Un-
glück müssen die Götzen herhalten: sie werden beschimpft, zerschlagen oder
verbrannt, und müssen neuen Bildern Platz machen. Die Priester der Scha-
manen sind Zauberer, welche den Aberglauben durch eigenes Beispiel mehren
und die geistige und die sittliche Entwickelung des Volkes darnieder halten.
Neben diesen Religionen sind auch noch andere in Asien herrschend,
jedoch nicht in solcher Ausdehnung, wie die drei zuerst genannten. So hat
sich unter den Gebildeten in China, Japan und Anam die Lehre des
Confucius (die Lehre der Gelehrten) erhalten. Er lebte gleichzeitig mit
Gautama und wollte weniger eine neue Glaubens- als Sittenlehre aufstellen
und das Volk ermahnen, Maß zu halten in allen Dingen, Liebe zu üben
und Gutes zu thun. Seine Lehre ist vielfach ausgeartet; viele seiner An-
hänger haben weder Bilder noch Priester und ahmen die Gebräuche anderer
Culte abergläubisch nach. Die früher in Japan herrschende Sittenlehre ist
theils vom Buddhismus verdrängt, theils in denselben übergegangen. Fast
von keiner geographischen Bedeutung mehr ist die alt-persische Religion
(vergl. S. 59).
Während im Innern und Osten von Asien diese heidnischen Religionen
vorherrschen, dehnt sich der Islam über den ganzen Westen, über Kleinasien,
Arabien und Persien aus. Das Christenthum hat sich bisher nur auf euro-
päische Einwanderer beschränkt, in neuester Zeit aber durch Missionäre auch
unter Asiaten Anhänger gefunden.
Der Islam, die Lehre des Muhamed, beruht auf jüdischen und christ-
lichen Grundlagen. Er erkennt in Moses und Christus göttliche Propheten,
welche aber von Muhamed übertrosfen worden sind. Er ist der letzte und
größte Prophet Gottes gewesen, welcher durch den Umgang mit dem Etigel
Gabriel befähigt wurde, die alte Religion der Erzväter wieder herzustellen.
Das Religionsbuch ist der Koran, d. h. Lesung, Lehrbuch; er enthält die
Glaubens- und Sittenlehre der Moslemin, die Gesetze über Ceremonieen,
die Ehe, die Erbfolge, über bürgerliche Verhältnisse und über Krieg. Der
Hauptglaubenssatz der Moslemin ist: „Es ist kein Gott außer Gott, und
Muhamed ist sein Prophet." Häufig hört man von ihnen die Ausdrücke:
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Extrahierte Personennamen: Christus Muhamed Gabriel Gott Muhamed
Extrahierte Ortsnamen: Asien China Japan Japan Asien Kleinasien Persien Gottes
59
Die Polytheisten beten viele und verschiedenartige Götzen an. Je
nach dem Bildungsgrade der Völker sind die heidnischen Religionen vollkomm-
ner oder mangelhafter. Wir wollen sie der Vollständigkeit halber hier kurz
zusammenstellen.
1) Das Brahmathum der Inder stellt 3 Hauptgottheiten (Trimurti) auf,
Brahma, Wischnu und Schiwa, und verlangt daneben noch die Ver-
ehrung von einer Menge von Göttern und Göttinnen oder auch von
personisicirten Naturkräften. Die Lehre von der Seelenwanderung,
die Enthaltsamkeit von allen Fleischspeisen, die Eintheilung des
Volkes nach Kasten unterscheiden diese Religion wesentlich von andern
heidnischen Culten. (Vergl. § 81.)
2) Der Buddhismus, die Religion der Mongolen, ist uni die Mitte des
6. Jahrhunderts v. Chr. aus dem Brahmathum hervorgegangen.
Der Stifter dieser Religion, Buddha oder Gautama, verwarf die
blutigen Opfer, den Kastenunterschied, die alten Ceremonien, und
führte einen neuen Gottesdienst ein, welcher Manches mit der katho-
lischen Kirche (Weihwasser, Kerzen, Rosenkränze) gemein zu haben
scheint. Das Oberhaupt dieser religiösen Sekte ist der Dalai Llama,
welcher seinen Sitz in Lhassa, der Hauptstadt des buddhistischen
Kirchenstaats hat. (§ 81.)
3) Die Religion der feuernnbetenden Parsen, begründet von Zoroaster
oder Zerdusch (660 v. Chr.) erkennt ein Reich des Lichtes und
der Finsterniß an, von denen ersteres von Ormuzd, dem Urheber
alles Guten, letzteres von Ahriman, dem Urheber alles Uebels
auf Erden, regiert wird. Diese Lehre legt ihren Bekennern die
Pflicht auf, durch gute Handlungen und Nächstenliebe das Reich des
Lichtes zu fördern und die Macht des Fürsten der Finsterniß zu
brechen. Sie zählt nur noch wenige Anhänger, insbesondere auf der
Halbinsel Baku am kaspischen Meere und auf Guzerate in Vorderindien.
4) Die Neger in Afrika haben den traurigsten Götzendienst. Alle Reli-
gionen der äthiopischen Race verehren nämlich den bösen zürnenden
Geist, dessen Zorn jene Völker fürchten und durch zahlreiche Men-
schenopfer von sich abzuwenden suchen. Die Priester sind Zauberer
und bewegen das Volk, von den lächerlichsten Dingen Schutz für
ihre Person zu erwarten.
5) Die amerikanischen Jäger- und Fischervölker glauben an einen großen
Geist, der die Welt erschaffen hat; sie bringen ihm Opfer und
Geschenke dar, während sie neben ihm eine Menge guter und böser
Geister verehren. Merkwürdig bleibt es, daß bei diesen Indianern
Amerikas eine Sage von einer großen Sündfluth sich erhalten hat,
und der Glaube an eine Fortdauer nach dem Tode ziemlich allge-
mein verbreitet ist.
Wenn man die Gesammtmasse aller Menschen aus Erden zu ungefähr
1400 Mill. annimmt, und zwar in
Europa 287 Millionen
Asien 800
Afrika 200
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324
Orte der Erde höher, als einem andern stehen, sonst würden die höher
stehenden Theile nach den niedern fließen und sich ins Gleichgewicht setzen.
Aber wenn alle Theile der Oberfläche des Meeres gleich weit von einem
gemeinschaftlichen Mittelpunkt sind, so muß die Gestalt des Meeres die der
Kugel sein, weil nur bei einer Kugel alle Theile der Oberfläche gleich weit
vom Mittelpunkt entfernt sind." Aristoteles dachte sich aber diese Erdkugel
frei in der Luft schwebend und unbeweglich.
Einen bedeutenden Fortschritt in der Himmelskunde niachten die alexandri-
nischen Gelehrten. Schon Ercitostheues (240 v. Chr.) lehrte, das Weltge-
bäude drehe sich uni eine Achse, welche man als grade Linie vom Polarstern
durch den Mittelpunkt der unbeweglichen Erdkugel bis zum Südpol des
Himmels gezogen denken müsse. Ein Jahrhundert nach ihm lebte der Koper-
nikus der alten Welt, Aristarch von Samos; er behauptete, „die Erde drehe
sich um sich selbst und in einem schiefen Kreise um die Sonne." Abermals
100 Jahre später lebte der größte.astronom des Alterthums, Hipparch von
Nicaea; er bestätigte die Lehre des Aristarch und fand, daß die Erde keines-
wegs im Mittelpunkte der kreisförmigen Sonnenbahn stehe, daß die Tag-
und Nachtgleichen am Himmelsäguator von O. nach Wl fortrücken und daß
der Mond in seinen Bewegungen große Ungleichheit darbiete. Da sie aber
ihre Behauptungen mit zu wenig schlagenden Beweisgründen gegenüber der
festgewurzelten alten Ansicht unterstützen konnten, so gerieth die Wahrheit
allmählich in Vergessenheit, besonders da man aus falscher Ueberzeugung,
Etwas besser zu verstehen, die Lehren des Pythagoras, Aristoteles und der
Alexandriner, sowie ihrer Vertheidiger und Anhänger lächerlich zu machen
sich nicht entblödete. Die Folgerungen aus der Kugelgestalt der Erde, wo-
zu auch die Lehre von den Antipoden (S. 9) gehörte, waren es insbeson-
dere, welche den römischen Dichter Lnkretius (50 v. Chr.) und den griechi-
schen Geschichtschreiber Plntarch (50 n. Chr.) veranlaßterr, sich über die
Philosophen lustig zu machen, welche lieber die Menschen taumelnd und wie
Betrunkene schief und nach allen Richtungen von einander abweichend und
gleich Eidechsen und Maden am untern Theil der Erde kriechen lassen wollen,
als ihren närrischen Vorstellungen zu entsagen.
Um 130 n. Chr. trat der letzte große Astronom des Alterthums auf,
Ptvlemiius aus Pelusium in Aegypten. Aus der Grundlage der damals all-
gemein herrschenden Ansicht sammelte er in seinem Werke, welches in der
arabischen Uebersetzung „Almagest" heißt, die Lehren der Astronomen, und
bildete daraus „das Lehrgebäude des ptolemäischen Systems." Die Grund-
züge desselben sind: Die Erde steht im Weltall still in der Mitte von
mehreren eoncentrischen Kreisen oder Sphären (Hohlkugeln), in welchem sich
der Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn, die 7
Planeten der Alten, bewegen. In der achten Sphäre bewegen sich alle
Fixsterne. Eine 9. und 10. nahm er an, um die von Hipparch gefundene
Präeession (Vorrücken) der Tag- und Nachtgleichen zu erklären, und endlich
noch eine 11., welche als primum mobile alle andern umschloß und alle
10 innern Sphären jeden Tag von O. nach W. um die stillstehende Erde
herumführte. Dadurch erklärte er die Entstehung von Tag und Nacht;
um aber die Jahreszeiten erklären zu können, mußte er der Sonne noch
in ihrer Sphäre eine eigenthümliche, schraubenförmige jährliche Bahn zuer-
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TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Extrahierte Personennamen: Aristoteles Chr Nicaea Chr Chr Chr
248
eines Strauches geflochten wird. Sie leben von den scheußlichsten Dingen,
welche wir uns nur denken können: von Schlangen, Eidechsen, Ameisen,
Käfern, Heuschrecken re. Die Hottentotten stehen an geistiger Kraft den
Kasfern nach; sie wollen sich durchaus nicht geistig anstrengen, und arbeiten
ebenso ungern. Aber doch ist ihr Charakter gut; denn sie sind ehrlich, zärtlich
gegen ihre Kinder und voll Mitleid gegen Unglückliche.
Die Bildungsstufe der äthiopischen Race kann man schon aus ihrer
Religion abmessen (§ 50). Sie ist die tiefste Stufe des Heidenthums.
Die Neger haben kaum einen Begriff von einem lebendigen Gotte; sie denken
ihn sich zu entfernt und glauben, er habe die Welt verlassen und unzähligen
Geistern preisgegeben. Diese Geister (Fetische) beten sie unter allerlei Formen
an; auf die lächerlichste Weise machen sie Holz, Steine, Schlangen, Eidechsen,
Krokodile, Wasserfälle, Bäume, die Sonne, selbst verfertigte Götzen mit
Menschengestchtern, sogar den eignen Schatten re. zu Fetischen, welchen sie
auch Menschenopfer bringen, um ihren Zorn zu versöhnen. Ueberall verlangt
der Fetischdienst zahlreiche Menschenopfer, und veranlaßt die fürchterlichsten
Gräuelscenen. Die Neger haben einen eigentlichen Teufelsdienst; sie sind
in immerwährender Furcht, ein Zauberer möge sie etwa behexen. Darum
behängen sie sich mit Grigris, d. h. Zaubermitteln, und morden ohne Er-
barmen alle diejenigen, welche von den Zauberärzten als Urheber einer Be-
zauberung bezeichnet werden. Erst in neuester Zeit ist zu diesen unglück-
seligsten Duldern der Erde die Wohlthat des Christenthums gedrungen.
Unter den Hottentotten und Kasfern, in der Negerrepublik Liberia, in Freetown,
und an der Küste Zanguebar hat die Lehre des Weltheilandes bereits so
festen Fuß gefaßt, daß mit Zuversicht zu erwarten steht, es werde den
unausgesetzten Bemühungen europäischer und afrikanischer Missionäre in Kürze
gelingen, auch unter den unglücklichen Völkern im Innern von Afrika die
beglückende Iesu-Religion*) zu verbreiten. Bemerkenswerth ist es, daß nicht
nur in Habesch, sondern auch im Neger-reich Mandara das Christenthum sich
erhalten hat. Bei Moru, der Hauptstadt von Mandara in Bornu, hat man
eine Anzahl Christendörfer aufgefunden und sogar ein christliches Volk, die
Gouber, angetroffen, welche Kirchen mit Glocken, alte Bibeln und Religions-
bücher besitzen, und in jene Gegenden eingewandert zu sein vorgeben, als
die christlichen Kopten Aegyptens zier Zeit der arabischen Einfälle aus ihren
heimathlichen Sitzen vertrieben wurden.
Sowie ganz Nordafrika sich dem Islam zugewendet hat, so ist es auch
der Thäthigkeit muhamedanischer Missionäre gelungen, viele Negerftämme der
Lehre „des Propheten" zuzuwenden, welche der Sinnlichkeit der Reger mehr
zusagt, als das Christenthum. Wenn aber schon der Islam eine unter
Aethiopern seltene Bildung hervorzurufen vermocht hat, um wie viel mehr
dürfen wix unsere Hoffnungen auf eine spätere Kultur der Negervölker
richten, wenn die Lehre Jesu bei ihnen bleibenden Eingang gefunden haben
wir. Zahlreich sind in der Berberei die Juden; und obwohl verachtet und
schmählich unterdrückt, haben sie doch großen Reichthum und Einfluß erlangt.
Ihre Zahl wird auf 6 — 700,000 geschätzt.
') Die Bibel ist bereits in verschiedene Negersprachen übersetzt worden.
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Extrahierte Personennamen: Mandara Christendörfer
Extrahierte Ortsnamen: Negerrepublik_Liberia Freetown Afrika Habesch Bornu Nordafrika
290
Meister. Zur Erhaltung des Friedens und der Verfassung besteht noch eine
dritte Staatsgewalt, das Bundesgericht, welches vom Kongreß und Präsi-
denten unabhängig ist und über die Verfassungsmäßigkeit der gefaßten Be-
schlüsse, Gesetze, über Streitigkeiten zwischen Unionsstaaten rc. entscheidet.
Die Mitglieder des Gerichts ernennt der Präsident mit Zuziehung des Se-
nats auf Lebenszeit. Ein stehendes Heer von 10,000 Mann dient nur
dazu, die Cadres der verschiedenen Regimenter im Falle eines Krieges zu
bilden; dagegen umfaßt die Miliz alle Bürger vom 18. bis 45. Lebensjahr
mit Ausnahme der Lehrer, Geistlichen, Richter, Advokaten und Matrosen,
und zählt 2 Mill. Mann. Die Marine zählt ohne die Handelsschiffe über
100 größere und kleinere Kriegsjahrzeuge, welche theils in Häfen der Union,
theils in Brasilien, theils im Mittelmeere, theils im chinesischen Meere
stationirt sind.
In kirchlicher Beziehung herrscht in der Union die unbeschränkteste
Freiheit. Die politischen Rechte sind durchaus unabhängig vom religiösen
Glaubensbekenntniß, da der Staat über die unzähligen Religionsparteien das
Oberaufsichtsrecht nicht in Anspruch nimmt und den Gemeinden die Er-
bauung der Kirchen und die Anstellung und Besoldumg der Geistlichen ganz
überläßt. Im Allgemeinen ist das amerikanische Volk trotz der unbeschränk-
ten Religionsfreiheit sehr religiös. Die Zahl der kirchlichen Sekten wächst
mit jedem Jahre; besondere Erwähnung verdienen hier von denselben die
Mormonen, welche seit 1850 das neue Territorium von Utah bewohnen.
Die Mormonen behaupten, die Gründer und Leiter ihrer Kirche hätten von
Gott die Sehergabe empfangen, und seien im Besitze neuer Offenbarungen,
wodurch das alte und neue Testament vervollständigt und die Absichten
Gottes für die gegenwärtige Welt geoffenbart würden. Sie glauben, die
Wiedererscheinung Christi sei nahe; sie nennen sich die Heiligen der Gegen- _
wart und geben vor, allein über den Inhalt des alten und neuen Bundes
erleuchtet zu sein. Sie ordnen darnach ihre Sitten und Gebräuche, billigen
die Vielweiberei und lehren die Gemeinschaft der irdischen Güter. Durch
diese Lehren sind sie schon oft mit den Regierungen in Konflikt gekommen,
und werden ohne Zweifel noch ernstere Händel anfangen', da sie mit Hülfe
bekehrter Indianer die Geldaristokratie der Union, ihre Todfeinde, vernichten
wollen. Ihre Apostel reisen mit Traktätlein und Zeitungen bereits in Europa
umher, um neue Anhänger zu gewinnen; leider ist ihnen dies gelungen.
I. Neu-England.
1. Mailie^ der nordöstlichste Staat der Union, erhebt sich terassenförmig
von S. nach R. Die zerrissenen, felsigen Küsten gleichen denen von Nor-
wegen. Das Klima ist streng und der Winter lang; trotz der häufigen
Nebel ist die Luft gesund. Die bedeutenden Wälder, Weiden und Eisen-
gruben machen die Ausfuhr zu einer ansehnlichen. Die Regierung ist in
Augusta (9000 E.). Wichtiger ist der Hafenplatz Portland (28,000 E.).
2. Nru-Hampkhire ist größtenteils eben, hat ein heiteres und bestän-
diges, aber kaltes und rauhes Klima. Landwirthschast, Industrie und Handel
nährt die Bewohner, welche dicht bei einander wohnen. Deutsche Einwanderer
wenden sich wegen des vorherrschenden Anglicismus nie hierher. Regierungssitz
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Christi Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Utah Gottes Europa Neu-England Augusta Hafenplatz_Portland
Urtheil über
Cllsfian, Dr. Prüf., Lehrer an der höheren Bürgerschule zu Frank-
furt a. M., Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte aus
geographischer Grundlage und mit Bemcksichtigung der Cultürgeschichte,
für Bürger-, Real- und Gewerbeschulen. Nebst einem Anhang chronologi-
scher Tabellen. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. Frankfurt a. M.
Jaeger'sche Buchhandlung, 1866. 416 S. gr. 8.
aus dem Jahresbericht der pädagogischen Literatur:
„Dieses ziemlich umfangreiche Lehrbuch sucht eine möglichst tief in das Wesen
der Dinge eindringende Darstellung aller bei der geschichtlichen Entwickelung wirksam
gewesenen Factoren zu geben. „Es wird," wie es im Vorwort zur ersten Auflage
heißt, „beim geschichtlichen Unterricht die Kenntniß des Geschehenen, des Charakters
der verschiedenen Perioden und der handelnden Personen, der Entwicklung und Bil-
dung der Völker, der wichtigen Entdeckungen und Erfindungen über eine bevorzugte
oder gar ausschließliche Aufzählung von Schlachten und Friedensschlüssen, von Kaiser-
häusern und Regententafeln u. s. w. die Oberhand behalten müssen." Diesem
Grundsatz gemäß nimmt denn auch das kulturhistorische Material einen sehr bedeu-
tenden Raum ein. Jedem Hauptabschnitt der Geschichte ist eine kurze geographische
Skizze des Schauplatzes der Begebenheiten vorangestellt. Die orientalischen Ver-
hältnisse der alten Zeit find nur knapp, die der Griechen und Römer desto aus-
führlicher behandelt.
Das Buch ist durch zweierlei Druck zur, Benutzung für zwei verschiedene Stufen
eingerichtet. Für die erste, die propädeutische, ist die Erzählung der wichtigsten Be-
gebenheiten bestimmt, das Kulturhistorische dagegen für die höhere Stufe.
Das Buch ist darauf berechnet, nach vorangegangener mündlicher Darstellung
von Seiten des Lehrers dem Schüler zur Wiederholung und Einprägung des Ge-
hörten zu dienen. Die Erzählung bewegt sich darum in kurzen, knappen, aber scharf
bestimmten Zügen, die mehr andeuten als beschreiben und ausmalen. Diese Dar-
stellungsweise läßt natürlich eine Hervorhebung des Antheils, den das Gemüth des
Darstellenden an den Begebenheiten nimmt, sowie eine moralische Abwägung der
Motive der Handelnden nicht leicht zu, setzt dieses vielmehr von der vorausgegange-
nen mündlichen Erzählung voraus. Die kulturhistorischen Abschnitte sind reichhaltig,
und man stößt überall auf den sichern Grund llichtiger, umfassender Detailkenntniß.
Unter den schönen Künsten ist die Baukunst am ausführlichsten behandelt. Noch
anschaulicher würden die diesem Gegenstände gewidmeten Capitel werden, wenn die
Verschiedenheiten der einzelnen Baustyle nicht blos aufgeführt, charakterisirt und
einander gegenüber gestellt würden, sondern wenn zunächst das Grundprincip der
Construction (die theilweise Bedingtheit desselben durch den baulichen Zweck und das
Baumaterial) und sodann die aus demselben mit Nothwendigkeit hervorgehenden
constructiven und decorativen Formen behandelt wären, damit der Schüler einen
Baustyl nicht als eine willkürliche Zusammenstellung mehrerer Kunstformen, sondern
als eine organische, aus dem Princip und den gegebenen Verhältnissen hervorge-
wachsene Einheit erfassen lernte.
Im Einzelnen könnte wohl noch Manches theils berichtigt, theils genauer und
zutreffender ausgedrückt werden. So ist der Ausdruck, „die Sophisten in Athen,
leichtfertige und verderbliche Leute," in seiner Uneingeschränktheit unpassend, weil er
die Ausartung als das Wesen und die Regel erscheinen läßt.. Ungenau ist es ferner,
zu behaupten, Plato hätte uns „anziehende Berichte über die Lehre des Sokrates
hinterlassen," da Plato's Dialoge zwar sehr anziehende Berichte, aber doch wohl
von seiner eigenen Lehre, nicht von der des Sokrates, sind. Daß Aristoteles „die
Lehren des Plato und des Sokrates zu einer Wissenschaft ausgebildet," bezeichnet
denn doch das Verhältniß jenes Philosophen zu diesen beiden sehr ungenau und
mißverständlich (eine treffende Bezeichnung derartiger Verhältnisse in zwei oder drei
Zeilen möchte übrigens seine Schwierigkeiten haben), von seinen Werken soll „nur
ein kleiner Theil erhalten sein," ein Ausdruck, der den: Schüler wohl schwerlich die
rechte Idee von dem Umfange einer Gesammtausgabe des jetzt noch Vorhandenen
geben wird. „Arouet von Voltaire und I. I. Rousseau strebten eine gänzliche Um-
gestaltung der religiösen und politischen Verhältnisse an," ist ebenfalls ungenau, da
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Voltaire an eine radikale Umgestaltung der politischen Verhältnisse kaum gedacht
hat; ihm scheint vielmehr im Allgemeinen der aufgeklärte und wohlwollende Despo-
tismus vollkommen zu genügen. Uebrigens gehört Rousseau nicht zu denen, welche
vorzugsweise mit „den Waffen des Witzes und Spottes" kämpfen, vielmehr haben
alle seine Hanptschriften ein sehr ernsthaftes Ansehen, und sein p olitisch es Haupt-
werk ist so systematisch abgefaßt, wie nur möglich. Auch erweckt es eine falsche Vor-
stellung von Montesqnien's „Geist der Gesetze", wenn als die Quintessenz desselben
die Empfehlung der Republik als der zu erstrebenden Staatsform angegeben ist.
Dies ist die mehr oder minder deutlich hervortretende Tendenz der Ronsseau'schen
Schriften, während der „Geist der Gesetze" die stärksten Sympathien für eine gesetzlich
geordnete Monarchie an den Tag legi. Nicht blos die Royalisten bekämpften den
Convent wegen der neuen Constitution, sondern auch die Ultras von der andern
Seite, und eben dieser Umstand machte ihre Besiegung leicht. Sehr verfehlt scheint
die Gegenüberstellung von Göthe und Schiller, die sich einander „wunderbar ergänzen"
sollen, was freilich zum größten Theil wahr ist. Wenn aber nun diese leidigen,
nackten, kahlen — und, weil zu viel sagenden, darum nichts sagenden — Anti-
thesen wiederholt werden von Idealismus und Realismus, — Objectivität und Sub-
jektivität, — Volkspoesie und Kunstpoesie, — wenn dies so nackt, und kahl einander
gegenüber gestellt wird, so gibt das einen falschen Sinn. In solche Antithesen kann
man, wenn man sie zu dem bestimmten Zweck eigends besinnt und dadurch ihren
Sinn einschränkt, allerdings etwas Richtiges hineinlegen. Der Schüler, der die
Werke Beider nicht genügend kennt, kann es nicht. Dergleichen Redensarten von
Schiller, dem Idealisten, und Göthe, dem Realisten, sind, — wie häufig die ganze
Literaturgeschichte — ein bequemes Ruhekissen für solche, die von den eigentlichen
Werken des Genius weder Etwas fühlen, noch-verstehen, noch überhaupt wissen, aber
doch darüber mitreden müssen, und sich dafür an Aeußerlichkeiten und an fertige
Redensarten halten, mit denen man, wie mit geprägten Münzen in der Tasche, be-
quemlich klappern kann.
Trotz alledem bekundet die Abfassung namentlich der Abschnitte über Kunst und
Literatur mit ihren kurzen, oft trefflichen Charakteristiken der Werke und ihrer Schöpfer
eine bedeutende Kenntniß ans diesem Gebiet (Schreiber dieses, schließt von dem, was
einigermaßen innerhalb seines Gesichtskreises liegt, auf das klebrige) und ein gar
nicht gewöhnliches Talent der Darstellung. Ob in Deutschland viele Schulen existiren,
in denen es gerathen sein möchte, all dieses Material wirklich vorzuführen, mag da-
hingestellt bleiben. Der Verfasser warnt selbst in der Vorrede vor einem Zuviel.
Uebrigens werden örtliche Verhältnisse hier von großem Einfluß sein. Man kann
in München, Dresden, Berlin u. s. w., wo die Schüler täglich an Bauwerken der
verschiedensten Kunstform vorübergehen, schon weiter auf diesen Gegenstand eingehen,
als in einer kleinen Provinzialstadt.
Das vorliegende Werk möchte seiner ganzen Haltung und Fassung nach nur
für die obersten Klassen höherer Lehranstalten geeignet sein, und selbst die dem pro-
pädeutischen Unterricht gewidmeten Abschnitte nähern sich meistens dem der höheren
Unterrichtsstufe entsprechenden Ton. Jedenfalls hat man es hier mit einem durch-
dachten, gediegenen und^t sichtigen Schulbuche zu thun."
Cassian, ör. Prof., Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte
für Bürger-, Real- und Gewerbeschulen. Zweite, vermehrte und verbesserte
Auflage. Frankfurt a. M. Iaeger'sche Buchhandlung, 1866.
Der Verfasser will das Charakteristische aus der Geschichte, auf lebendiger geo-
graphischen Grundlage — der so vielfach noch beliebten, kleinlichen Vollständigkeit
gegenüber — für die Schuljugend zur Anschauung bringen und theilt sein Handbuch
in zwei, auch durch den größeren und kleineren Druck erkennbare Curfe, einen pro-
pädeutischen und ausgeführteren. In der neuen Auflage (von Or. Paldamus) ist
die Anordnung und Vertheilung des Lehrstoffes beibehalten; die chronologische Tabelle
für Anfänger ist etwas erweitert, dagegen sind die Jahreszahltabellen ohne Angabe
der betreffenden Ereignisse weggelassen worden; die kulturgeschichtlichen Abschnitte und
Bemerkungen haben eine durchgreifende Umgestaltung erfahren und die Uebersicht der
neuesten Ereignisse ist bis auf die Gegenwart fortgeführt worden.
Druck von Ph. Müller u. Tonip. in Wiesbaden.
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199
Vögel, Pfauen, Fasanen, alle Hühnerarten, Papageien, Kakadus, Geier, Pe-
likane' und andere Wasservögel, Krokodille, Schildkröten, Fische, giftige
Schlangen. Korallcuthiere re. finden sich dort. Westasien und die nördlichen
Steppen werden häufig von Heuschrecken heimgesucht; China ist das Heimath-
land der Seidenraupe und Seidenzucht.
8 81.
Asiens Völker und Staaten.
Asiens Volkszahl wird verschieden angegeben; die Angaben schwanken
zwischen 400 und 799 Millionen. In jedem Falle ist es für seine Größe
nicht so stark bevölkert als Europa, aber wieder bevölkerter als die andern
Erdtheile. Die asiatischen Völker gehören vorzugsweise 3 Raccn an:
1) Kaukasier sind über Kleinasien, die Länder des Kaukasus, über Ar-
menien, Syrien, Persien und Vorderindien bis zum Ganges und
Brahmaputra verbreitet.
2) Die Mongolen erstrecken sich über den ganzen Norden und Osten;
sie bilden 3 Gruppen: die Kalmücken im N. und in der Mitte
von Asien, die Eskimos in den Polarländern, und die Chinesen in
Ost- und Südostasien.
3) Tie Malayen bewohnen die Sunda-Inseln, die Molucken und Phi-
lippinen, sowie Malacka. Sie betreiben Schifffahrt und Seehandel,
finb verwegene Seeräuber, und bilden den Uebergang von der
mongolischen und kaukasischen Race.
1. Asien, die Heimath des ganzen Menschengeschlechts, ist zugleich auch
die Wiege der 3 monotheistischen Hauptreligionen (S. 58), aber der Sitz des
Heidenthums geblieben, welches sich vorzüglich in 3 Hauptformen, im Brah-
maismns, Buddhismus und Schamanenthum ausgebreitet hat.
a) Der Brahmaismus ist das Heidenthum der vorderindischen Völker,
und soll von Manu gestiftet sein, dessen Lehren in den heiligen Religions-
büchern der Vedams enthalten sind. Nach denselben gibt es ein ewiges,
allbelebendes, höchstes Wesen, Para-Brahma, welcher seine Macht den Tri-
murti, dem Brahma, Wischnn und Schiwa, übertragen hat; Wischnu ist
die erhaltende, schaffende Kraft, Schiwa das zerstörende, schadende Element;
Brahma der Ausfluß alles geistigen Lebens. Neben diesen Trimurti stellt
die Lehre der Brahminen noch eine Menge von Göttern und Göttinnen auf,
welche in den mannigfachsten Fratzengestalten verehrt werden. Die Lehre
der Vedams ist aber theils durch Sagen, theils durch die Brahminen ent-
stellt: die Seele, welche vom Brahma ausgegangen ist, muß, um zur Un-
sterblichkeit zu gelangen, aus einer Form in die andere wandern; sie gelangt
von der Psianze durch Thiere, Menschen, Geister und Götter zum großen
Brahma, mit dem sie sich zuletzt wieder vereinigt. Entfremdung von der
Welt, Versenkung in sich selbst, gänzliches Aufgeben des persönlichen freien
Willens, häufige Waschungen und Reinigungen, Opfer und Büßungen führen
zum Ziel. Den indischen Götzendienst charakterisiren neben dem Kastenwesen
mancherlei unnattirliche Ceremonien und Gräuel, z. B. das Selbstverbrennen
der Wittwen, Kinder- und Selbstmord, Selbstpeinigungen rc. Das Kästen-
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Extrahierte Personennamen: Malacka Schiwa
Extrahierte Ortsnamen: Westasien China Asiens Asiens Europa Kleinasien Kaukasus Syrien Persien Asien Para-Brahma
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Wesen, welches mit dem Brahmathum unzertrennlich verbunden ist, hat dem
Brahmathum schon frühzeitig viele Anhänger entfremdet. Es sollen nämlich,
wie die Religionsbücher darthun, aus Brahmas Haupt die Brahmanen oder
Priester, aus seiner Brust die Krieger, aus dem Bauche die Acker- und
Kaufleute, aus den Füßen die Handwerker entstanden sein. Diese Stände
und Kasten sind streng von einander geschieden. Die 3 obern Kasten müssen
sich aller Fleischspeisen enthalten, die 4. und die unreinen Volksklassen, die
Pariahs, nicht. Kein Mensch kann bei seinen Lebzeiten in eine andere Kaste
gelängen; in derjenigen, in welcher er geboren ist, lebt und stirbt er. Durch
den Tod erst gelangt er vielleicht vermöge der Seelenwanderung und der
Läuterung seiner Seele in eine höhere Kaste. Ehen zwischen Gliedern ver-
schiedener Kasten können nicht geschlossen werden. Kein Unreiner darf durch
seine Nähe die Atmosphäre ^ines Brahmanen entweihen; er könnte ohne
Weiteres getödtet werden.
ll) Der Buddhismus ist aus dem Brahmathum hervorgegangen; der
Stifter derselben, Gautama, soll aus einer königlichen Familie stammen und
542 v. Chr. (?) gestorben sein. Gautama wollte die Religion aus den
Zustand zurückführen, wo die Vedams noch nicht geschrieben waren. Er
verwarf dieselben, legte auf Opfer und Selbstpeinigungen keinen Werth,
schaffte den Kastenunterschied ab und lehrte die Gleichheit aller Menschen.
Die Vielgötterei, die Lehre von der Seelenwanderung und das Verbot
des Fleischessens behielt er bei. Diese neue Lehre fand großen Anhang, ihr
Urheber mußte aber vor den Brahminen fliehen, und begab sich mit seinen
Anhängern nach Ceylon und von da nach Hinterindien, von wo aus sich
der Buddhismus über die Länder der mongolischen Völkerrace verbreitete.
Nach der Lehre Gautamas, der verschiedene Namen trägt (bei den Chinesen
heißt er Fo), gibt es ein höchstes, unsichtbares, unthätiges, unbegreifliches
Wesen und einen ewigen Weltenraum, in welchem die Welten entstehen und
vergehen. Diese sind von einer zahllosen Menge Menschen, sichtbarer und
unsichtbarer Gottheiten bewohnt. Der Mensch kann durch Weltentsagung
und schweigende Beschaulichkeit schon auf Erden die Würde eines Buddha
(d. i. Weiser oder Heiliger) erlangen; nach seinem Tode getaugt er in den
Zustand der Nirwana, d. i. Befreiung oder Seligkeit. Auch die Götter sind
dem Schicksale und der Seelenwanderung unterworfen. Kein Mensch ist
ohne Sünde, aber alle Menschen sind zur Seligkeit bestimmt; im Leben ste-
hen ihnen gute und böse Geister zur Seite. Durch Mäßigkeit, Friedfertig-
keit, Barmherzigkeit, Geduld und Standhaftigkeit nähert sich der Mensch der
Seligkeit; die Seele des Lasterhaften geht zur Reinigung in einen Thierleib
über und wird, wenn sie ungebessert bleibt, quälenden Geistern in der Hölle
übergeben. Die Priesterschaft (Bonzen, Lamas, Mönche re.) der Buddhisten
ist sehr zahlreich; sonderbar sind die Ceremonien dieses Cultus, welcher mit
Götzendienst verbunden ist und doch hin und wieder an die geoffenbarte
Religionen anstreift. Die Priester bilden keine besondere Kaste, alle Men-
schen sollen Priester sein. Ihnen liegen die Opfer, Gebete, Predigten, Be-
stattung der Todten, die Erziehung und Unterweisung der Jugend ob. Die
Opfer bestehen in Blumen und Sandelholz, und sind von feierlichen Um-
gängen begleitet. Weihwasser, Rosenkränze und andere Gebräuche sind dem
Buddhismus eigen. Alle Gebete werden erhört, wenn sie bewegt werden,
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„Allah ist groß!" oder „Allah ist barmherzig!" Der Islam behauptet,
Alles, was in der Welt geschieht, Gutes und Böses, geschieht auf Gottes
Machtgebot und ist von Ewigkeit festgestellt. Diese Lehre von dem blinden
Verhängniß, welchem der Mensch unterworfen ist, muß in ihin jede geistige
und sittliche Kraft erlahmen, und steigert in Zeiten der Gefahr den Kriegs-
muth bis zur Todesverachtung. Sinnlicher Art sind auch die Vorstellungen
vom Paradies; von einer seligen Gemeinschaft mit Gott ist keine Rede.
Alle Gläubigen kommen ins Paradies, welche mit dem Schwerte in der
Hand für die Ausbreitung des Islam sterben. Endlich gebietet der Islam
seinen Anhängern häufige Waschungen imb Reinigungen, täglich fünfmaliges
Beten, das Fasten im Monat Ramazan, ein gesetzliches Almosengeben und
die Wallfahrt nach Mecka zum Grabe des Propheten. Die beiden Haupt-
sekten der Moslemin sind die Sunniten und Schiiten. Die Sunniten erken-
nen Muhameds Schwiegervater Abubekr und dessen Nachfolger Omar als
die wahren Erben des Propheten, sowie die Sunna, bestimmte mündliche
Ueberlieferungen, als nothwendigen Nachtrag zum Koran an; die Schiiten
dagegen verwerfen die Sunna, erkennen Muhameds Schwiegersohn Ali als
den Erben und Nachfolger des Propheten an, und haben Manches aus der
Zend-Religion angenommen. Die Schiiten zerfallen wieder in viele Sekten,
z. B. die Assassinen und Drusen am Libanon. Die Neiden endlich in den
Gebirgen Mesopotamiens um die Stadt Singar und die Wcchabitcu in der
Mitte des arabischen Hochlandes verwerfen die göttliche Verehrung des Mu-
hamed, erkennen aber den Koran als göttliches Buch an.
Als eine Verbindung des Brahmathums mit dem Islam ist die Sekte
der Shiks, d. i. Schüler, in Vorderindien zu betrachten, welche im 15. Jahr-
hundert von Nanek gestiftet und int 18. von Guru-Gowind verbessert wurde.
Nanek verwarf die Vielgötterei des Brahmathums und den Kastenuntcrschied,
lehrte das Dasein eines Gottes und" die Nothwendigkeit, auf Erden recht
zu denken und gut zu Handeln. Erst seine Nachfolger erhoben ihn zu einem
Propheten.
Asien mag ungefähr zählen:
Muhamedaner ... 70 Mill. Buddhisten . . . . 360 Milk.
Christen ..... 17 „ Brahmaisten . . . . 170 „
Juden 2 „ Schamanen .... 10 „
2. Die asiatischen Völker zerfallen in Bezug auf Beschäftigung und
Lebensweise in 3 Gruppen: 1) in Ackerbau und Gewerbe treibende Völker
(8/»); 2) in Nomaden (50 Mill.); 3) in Jäger- und Fischervölker (2 Mill.).
Die Bewohner des nordsibirischen Landes find vorzugsweise Fischer und
Jäger. Die Tartaren im Tiefland Turan, die Tübctaner, Mongolen, Mand-
schus und die Jakuten sind Nomaden; desgleichen auch die Beduinen in Ara-
bien, welche zugleich durch ihre Raub- und Kriegszüge bekannt sind. Endlich
die Bewohner von Sibirien, von Kleinasien, von Syrien, Iran, Indien,
China und Japan treiben Ackerbau und Gewerbe. Die Insulaner und
Küstenbewohner treiben daneben Schifffahrt und Handel; die Bergbewohner
aber vereinigen nicht selten Hirten-, Ackerbau- und Jagdleben mit einander.
Als Räuber und Kriegsvölker werden außer deu Beduinen noch die Kurden,
die Bewohner des persischen Gebirgslandes und die des Kaukasus genannt.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Gott Ramazan Schwiegervater_Abubekr Omar Muhameds_Schwiegersohn_Ali Nanek Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Mecka Mesopotamiens Jäger- Sibirien Kleinasien Syrien Iran Indien China Japan